
Realisierte Architekturen und ihre Reflexion beim Malen
Architekturtheorie ist als Instrument der Reflexion ein wesentlicher Bestandteil der
architektonischen Praxis. So kann man auch die hier gezeigten Bilder mit den in ASP ARCHITEKTEN
entwickelten und realisierten Architekturen als eine besondere und bildhafte Ausprägung dieser
Reflexion betrachten. Der Architekt malt seine Bilder nach der Realisierung und reflektiert während
des Malens die Ideen, die der Architektur ursprünglich zugrunde lagen und deren Weiterentwicklung
während des Prozesses der Realisierung. Vilem Flusser der bedeutende Medien- und
Architekturtheoretiker sah in den 1980ern Architekturtheorie als unverzichtbaren Teil des
Entwurfsprozesses und sprach vom gedanklichen Entwurf als Grundlage für den architektonischen
Entwurf. Im Rahmen eines Symposiums am Lehrstuhl Fritz Haller habe ich ihn 1991 in Karlsruhe noch
persönlich kennengelernt. Eine der wesentlichen Entwurfsmethoden war immer das Entwerfen mit Bildern – mit Analogien -, die das grundlegende Thema des Entwurfes vermittelbar und für den Entwerfer selbst und andere Überprüfbar macht, so dass er selbst zum Zuschauer und Kritiker seines
Werkes im Entstehungsprozess werden kann. Als Beispiel des Analogen Entwerfens kann hier die
Collage palladianischer Architekturen von Canaletto genommen werden und ihre Zusammenfügung
zu einem fiktiven Venedig. Aldo Rossi schreibt in seiner Untersuchung „Die Venedischen Städte“ darüber: Canalettos Venedig Ansicht im Museum von Parma scheint mir der beste Schlüssel zum Verständnis der Welt der venedischen Architektur in der Zeit der Aufklärung (….). In diesem Bild
werden die Rialto-Brücke des palladianischen Entwurfs, die Basilika und der Palazzo Chiericati
nebeneinandergestellt und beschrieben, wie wenn der Maler eine von ihm wahrgenommene
Stadtfigur darstellte. Die drei palladianischen Baudenkmäler, von denen eines Entwurf ist, bilden
dergestalt ein analoges Venedig, das aus sicheren, mit der Geschichte der Architektur und der Stadt
verbundenen Elementen besteht. Die geografische Versetzung der Baudenkmäler in den
Zusammenhang des Entwurfs ergibt eine Stadt, die wir kennen, auch wenn sie sich als Ort der reinen
architektonischen Werte konstituiert. Das analogische Venedig, das daraus entsteht, ist wirklich und
notwendig. Eine ´Collage´ palladianischer Architekturen, die eine neue Stadt ergeben.
Vita
Wilhelm Meyer schloss sein Architekturstudium 1979 an der Universität Hannover ab und wurde
Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Akademischer Rat am Institut für Entwerfen und Architektur.
1987 wurde er zum Universitätsprofessor mit dem Lehrgebiet `Einführung in das Entwerfen´ ernannt.
Parallel zur Lehrtätigkeit war er als Architekt tätig in Zusammenarbeit mit dem Büro ASP Architekten
Schweger und Partner und bearbeitete zahlreiche Wettbewerbe und Projekte erfolgreich. Er wurde
dort 1997 Mitinhaber und Partner. 1993 wurde er in den BDA Bund Deutscher Architekten berufen.
1999-2003 war er Mitglied im Kollegialkreis der Landeshauptstadt Hannover. Seit 2006 arbeitet
Wilhelm Meyer gemeinsam mit Wolfgang Schneider und seit 2016 mit Sebastian Heumann und seit
2018 mit Philipp Schneider als freier Architekt und Stadtplaner BDA in der Partnerschaftsgesellschaft
ASP Architekten Schneider Meyer Partner mbB in Hannover und seit 2018 auch wieder in Hamburg.
Er war 1.Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Baukunst in Niedersachsen von 2011-2023 und
hat 2013 den Architekturpreis für Junge Architekten max45 initiert, mit dem Vorstand der VHV
Versicherung als Unterstützer ausgearbeitet und dem BDA Landesverband zur Durchführung
übergeben. Seit 2017 ist er 1.Vorsitzender des Vereins der Freunde der Architektur an der Leibniz
Universtät Hannover. Wilhelm Meyer war in Architekturwettbewerben als Preisrichter bei wichtigen
Bauaufgaben tätig und zahlreiche Bauten und Projekte seiner Büros wurden ausgezeichnet so, das
Kunstmuseum Wolfsburg 1995 mit dem Europäischen Stahlbaupreis und mit dem BDA Preis
Niedersachsen wie auch 2000 die Schlossküche im Großen Garten in Hannover-Herrenhausen. Der
Maintower wurde 2001 mit dem Immobilien Award ausgezeichnet und 2011 wegen seiner
Nachhaltigkeit mit LEED Gold zertifiziert und 2016 erhöht auf LEED Platin. Das ZKM Zentrum für
Kunst und Medien in Karlsruhe wurde u.a. vom BDA, dem Stahlbauverband und der Deutschen Bank
Bauspar ausgezeichnet.
Wichtige Architekturwettbewerbe
- Großrechenzentrum und Verwaltungsgebäude der Deutschen Bank Hamburg City Nord 1979 1.Preis
- Rathaus Bad Pyrmont 1985 1.Preis;
- Hochhaus Campanile am Hauptbahnhof Frankfurt/Main 1987 2.Preis
- Deutsches Historisches Museum Berlin 1988 2.Preis
- Kunstmuseum Wolfsburg 1989 1.Preis
- Internationaler Seegerichtshof Hamburg 1989 2.Preis
- Hessische Landesbank Maintower Frankfurt 1991 1.Preis
- Poseidonhaus Hamburg 1993 1.Preis
- Umbau Reichstagsgebäude zum Deutschen Bundestag Berlin 1993 2.Preis
- ZKM Zentrum für Kunst und Medien und HfG Karlsruhe 1993 1.Preis
- Haus der Deutschen Bauindustrie Berlin 1994 1.Preis
- Museum Alte Kraftpost Pirmasens 1995 1.Preis
- Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden 1996 2.Preis
- Schlossküche Hannover-Herrenhausen 1997 1.Preis
- Kongresshotel Karlsruhe 1998 1.Preis
- Hafencity Hamburg 1999 1. Peis und Masterplan mit KCAP/ASTOC
- Hauptbibliothek und Zentralverwaltung der Städt. Büchereien Wien 2000 2.Preis
- TU Maschinenbaufakultät Wien 2000 2.Preis
- Office Center EXPO Plaza Hannover 2001 1.Preis
- EZB Europäische Zentralbank Frankfurt/Main 2004 weltweit offen 2.Preis
- Humboldt Forum Schloss Berlin 2008 Endrunde
- Erweiterung Sprengelmuseum 2009 5.Preis
- Schloss Herrenhausen Tagungszentrum 2010 2.Preis
- Lessingpark Innenstadtwohnen Wolfsburg 2011 1.Preis
- VW Bürogebäude und Parkhaus 2012 1.Preis
- Heinrich-Köhler-Hof Hannover 2015 1.Preis
- Microapartments Nordstadt 2015 1.Preis
- Starterwohnen Körnerplatz Hannover 2016 1.Preis
Wichtige Bauten
- Rathaus Bad Pyrmont 1985-1989
- Tritower Hannover 1988-1990
- Sparkassenakademie Hannover 1989-1994
- Kunstmuseum Wolfsburg und Rathauserweiterung Wolfsburg 1989-1994
- Poseidonhaus Hamburg (1993–1996)
- ZKM Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe (1993–1997)
- NL Nord GB Netz Deutsche Bahn AG Hannover (1996–1998)
- Haus der Deutschen Bauindustrie Berlin (1994–1998)
- A + T Hochhaus Potsdamer Platz Berlin (1996–2000)
- Maintower Frankfurt/Main (1991–2000)
- Museum für Neue Kunst Sammlermuseum Karlsruhe (1997–2000)
- HfG Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (1995–2001)
- Masterplan Hafencity Hamburg mit Kees Chrstiaanse/ASTOC und HamburgPlan (1999–2000)
- Office Center EXPO Plaza Hannover (2001–2003)
- Kongresshotel Karlsruhe (2002)
- VGH Versicherungsgruppe Hannover Neubauten (2004–2010)
- Schlossküche Herrenhausen (2000, Erweiterung 2017)
- Lessingpark Stadtwohnungen Wolfsburg (2011–2017)
- Parkhaus Windmühlenstraße Fassadenneugestaltung (2013–2017)
- Wohnen am Heinrich-Köhler-Hof Hannover-Vahrenwald (2015–2018)
- Microapartments Kopernikusstraße Hannover-Nordstadt (2015–2018)
- Starterwohnen und KITA am Körnerplatz Hannover (2016–2023)
Publikationen und Vorträge
- Buch: Architekturkonzepte der Gegenwart Schweger Schneider Meyer W. Kohlhammer Verlag 1983
- Buch: Ideen für die Stadt Schweger/Kahl/Kohne/Meyer/Schneider W. Kohlhammer Verlag 1991
- Buch: Architektur der Gegenwart Schweger/Meyer Hrsg. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart 1993
- Das ökologisch orientierte Bürohaus als Teil der europäischen Stadt IHKS-Symposium München 1994
- Zukunftstechnik und Baudenkmal mit PV-Solarenergie; Technologie-Kolleg Kloster Banz 1995
- Der Architektenwettbewerb Hochschule der bildenden Künste Hamburg 1998
- Museumsprojekte Vortrag und Disput mit Axel Schultes Overbeck-Gesellschaft Lübeck 1998
- Facadisme et identite´urbaine Umgang mit Baudenkmalen ICOMOS Welt- Kongress Paris 1999
- Die Welt als Garten Forum Sprengelmuseum EXPO 2000 Hannover
- Architektur und Energie – Eine neue Kunst des Bauens -Architekturcentrum Hamburg 2000
- Venedig: Ein didaktisches Konzept in Entwerfen für Venedig Verlag Das Beispiel 2000
- Neues Leben in alten Gebäuden – ZKM und HfG Deutsche Bank Bauspar Karlsruhe 2000
- Gastronomie- und Hotelkonzepte der ASP Architekten; Vortrag Contract world Messe Hannover 2002
- Hochhaus und Stadtbild Disput mit Hadi Teherani Akademie der Künste Hamburg 2002
- The ecologically orientated high-rise as part of the City Kongress Campobasso Italien 2005
- Architektur und Design Workshop der AIT in der Casa Luis Barragan Mexico City 2005
- W.M. im Buch Architectural Visions Braun Publishing AG Schweiz 2010, ISBN 978-3-03768-035-3
- Medienarchitektur an der Kommunikationsachse im Buch DAS ZKM Fink Verlag 2014
- Architekten Schweger und Partner, Bauten und Projekte, Hrsg. Ingeborg Flagge, Gebr. Mann Verlag – Berlin 1998, ISBN 3-7861-1804-3
- Schweger Assoziierte Architekten, Bauten und Projekte 1999-2005, Hrsg. Falk Jäger, Jovis Verlag – Berlin 2005, ISBN 3-936314-42-X
- Entwerfen mit Bildern in ARCHITEKTUR THEORIE PRAXIS Margitta Buchert 2019 Hannover – ISBN 978-3-00-06-6067-6
- Leben in der Stadt – Urbaner Geschoßwohnungsbau in Deutschland, Österreich und der Schweiz- ff publishers Berlin 2021 – ISBN 978-945539-22-4